Dass der Schwangerschaftstest positiv ausgefallen ist, kam dann doch irgendwie überraschend. Gleich habe ich mir ein Buch gekauft, indem alles rund um die Schwangerschaft haarklein erklärt wird. Die letzten Seiten mit sehr dicken Bauch und Geburt sowie dem Wochenbett habe ich allerdings außen vor gelassen. Meine Freundinnen rieten mir, schnell eine Hebamme zu suchen. So fand ich die Elbhebammen und begann langsam auch über die Geburt nachzudenken. Kinder werden überall geboren, schon immer. Die Geburt ist in der Regel ein natürlicher Prozess und keine Krankheit, warum also in ein Krankenhaus gehen? Da ich mit meinem Gynäkologen recht unzufrieden war, schien mir ein mögliches Rundum-Sorglos-Paket mit Vorsorge, Geburt und Nachsorge wie ein Traum. So haben wir die Hebamme Freia kennengelernt, die uns ab da während der Schwangerschaft begleitet hat. Sie hat sich jedes Mal viel Zeit für meinen Mann und mich genommen, sodass wir all unsere aufkommenden Fragen und Unsicherheiten klären konnten. Wie der Bauch, so wuchs auch das Vertrauen im Laufe der Schwangerschaft weiter an. Auch die Räumlichkeiten wurden immer vertrauter. Durch den Geburtsvorbereitungskurs bei Sarah konnten wir uns allmählich eine Vorstellung davon machen, was da bald auf uns zukommen sollte. Das Vertrauen in den eigenen Körper sowie die eigene Kraft wurden weiter gestärkt. Neben wichtigen Informationen gab es auch Zeit für Fragen oder Zeit, sich zu entspannen und auf das Ungeborene zu konzentrieren. Verschiedene Gebärpositionen wurden ausprobiert und Tipps zur Vorbereitung auf die Geburt oder das Wochenbett danach gegeben. Natürlich konnten auch soziale Kontakte mit Paaren geknüpft werden, die gerade in der gleichen Situation waren, wie wir. Wir waren schon ein bisschen traurig, als der Kurs dann vorbei war.
Der errechnete Geburtstermin verstrich, aber es heißt ja „Mädchen müssen sich noch hübsch machen“ und so warteten wir erst einmal ab. Alle Zeichen standen auf Geburt, doch die Kleine ließ sich noch etwas Zeit. Dabei konnten wir es kaum erwarten, unser Kind endlich kennenzulernen und zu sehen, wie es ausschaut. Nach 9 Tagen des Wartens und der Versuche, der Geburt auf die Sprünge zu helfen, haben wir über eine mögliche Einleitung gesprochen. Am darauf folgenden Tag habe ich um 12 Uhr meinen Cocktail bekommen. Er schmeckte relativ gut und hatte sogar ein Schirmchen. Nach zwei Stunden mit Spaziergang bei sommerlichen Wetter und einem großen Eis wurde ein CTG zur Kontrolle des Babys gemacht. Alles sah gut aus, wir konnten also erst einmal nach Hause fahren. Dort habe ich auch direkt kurz geschlafen. Danach hat sich der Schleimpfropf bemerkbar gemacht und kurz danach das Rizinusöl. Vielleicht war da auch schon die erste Wehe? Der Hunger hat sich am späten Nachmittag bemerkbar gemacht und so gab es noch leckere Nudeln mit frischer Tomatensoße. Allerdings nicht viel. Statt gegen 18 Uhr erneut zu schlafen, haben die Wehen dann richtig begonnen. In kurzen Zeitabständen und recht deutlich. Da wird ja noch einiges auf mich zukommen, habe ich gedacht und machte mich schon mal auf eine lange Nacht gefasst. Da mein Mann im Vorbereitungskurs gut aufgepasst hat, hat er sich um 19 Uhr schon mal mit Freia in Verbindung gesetzt. Daraufhin habe ich versucht, in der Badewanne
mit Lavendelöl zu entspannen. Die Wehen waren so leichter zu ertragen, doch die Regelmäßigkeit blieb und ich begann bereits mit dem Tönen. Nach einem weiteren Telefonat haben wir beschlossen, dass wir uns gleich im Geburtshaus treffen und Freia nicht erst noch bei uns zuhause nach den Herztönen des Kindes schaut. Um kurz vor 21 Uhr sind wir im Geburtshaus angekommen und der Muttermund war bereits 6 cm geöffnet. Nun vertönten wir gemeinsam bei meiner Lieblingsmusik die Wehen. Mein Mann stand stets bereit, mich zu halten wenn ich Wehen hatte und zu massieren, wenn gerade eine Pause war. Damit ich den Druck des Köpfchens nach unten besser zulassen konnte, wurde von der zweiten Hebamme Johanna, die mittlerweile eingetroffen war, der Geburtspool vorbereitet. Darin war es auch kurz sehr angenehm, bevor die Wehen noch stärker wurden. Der Muttermund war bereits fast ganz geöffnet. Während einer Wehe begann ich plötzlich automatisch mit zuschieben. Das Veratmen fiel mir zunehmend schwerer, doch mein Mann und die Hebammen halfen mir auch dabei. Es war Millimeterarbeit, der Kopf ging vor und wieder ein Stück zurück. Während das Köpfchen geboren wurde, durfte ich nur noch vorsichtig mitschieben. Sonst hieß es mit voller Kraft und das habe ich auch laut kund getan. Nach der letzten Wehe war der Schmerz sofort weg und ich fühlte etwas um meine Beine schwimmen. Da war es, unser Baby. Ich habe es auf den Arm genommen und konnte kaum fassen, dass es da ist. Es war 23.29 Uhr. Gemeinsam mit meinem Mann haben wir uns ins Bett gelegt und in Ruhe kennengelernt.
Die Plazenta kam und wir konnten uns anschauen, wo unsere Marlene die letzten 9 Monate gewohnt hat. Der Papa durfte natürlich die Nabelschnur durchschneiden. Die anschließende Untersuchung verlief ebenfalls ganz in Ruhe. Beide Hebammen schauten mit einem kleinen Licht, ob alles in Ordnung war und fragten sich, ob da wirklich gerade ein Baby herausgekommen war. Währenddessen kuschelten wir mit unserer Tochter weiter. Nach dem ersten Kennenlernen konnten wir uns langsam auf den Weg nach Hause machen. Natürlich war um kurz nach 3 Uhr zuhause kein Parkplatz mehr zu finden. Wir hielten vor dem Haus und Papa musste sich ums Auto kümmern. Als er wieder da war, nahmen wir die Kleine mit ins Bett und konnten die Augen vor lauter Glück und Bewunderung nicht schließen.
Jetzt genießen wir die Zeit im Wochenbett und freuen uns auf die Besuche von Freia. Das Stillen klappt noch nicht ganz reibungslos, aber sie hat genügend Tricks auf Lager, damit es sich bessert. Auch sonst ist sie mit Rat und Tat an unserer Seite und zeigt uns in Ruhe alles rund ums Baby – von der richtigen Wickeltechnik des Tragetuches über die Versorgung des Bauchnabels bis hin zum ersten Baden.
Zum Glück gibt es bei den Elbhebammen auch Kurse mit Baby und natürlich die Rückbildungsgymnastik. Somit werden wir noch etwas Zeit in diesem wunderbaren Ort verbringen können.
Wir sagen danke für die tolle Unterstützung während der Schwangerschaft, der Geburt und der Zeit danach. Macht weiter so!